Volle Hütte in Kirchheim. Mit mehr als 500 Teilnehmern in mehreren unterschiedlichen parallel stattfindenden Wettbewerben von U8 bis U16 war am vergangenen Samstag gefühlt halb Leichtathletik-Deutschland in Kirchheim gemeldet. Auch der TSV Wasserburg war mit einer U14-Auswahl vor Ort, die 5x Gold, 4x Silber und 3x Bronze eroberte – aber der Reihe nach…
15 Nachwuchsathleten des TSV Wasserburg starteten früh vormittags in einen langen Wettkampf-Tag, der bis zum Abend dauern sollte. Es wurden die Titelkämpfe der Kreismeisterschaften Südost des Bezirks Oberbayern der U14 ausgetragen. Bevor es mit den Staffelläufen losging, wurde jedoch erst einmal Geburtstagskind Finja zu ihrem dreizehnten Geburtstag mit einem Stück Geburtstagskuchen samt Wunderkerze freudig von ihrem Team in Empfang genommen. Ein Ständchen wurde gesungen und von Trainer Marinus gab es noch eines der begehrten Plakate vom diesjährigen Wasserburger Altstadtspringen, an dem Finja im Mai noch teilgenommen hatte.
Los ging es mit den 4x75m-Staffeln der weiblichen Jugend W12/W13, wo der TSV mit zwei Staffeln vertreten war. Staffel 1 um Startläuferin Eva Rapolder, Lina Schimpflingseder, Theresa Kronast und Schlussläuferin Finja Ott errang hier mit einer Zeit von 43,58sec einen respektablen siebten Rang von 23 gemeldeten Staffeln. Ob Wasserburgs zweite Staffel überhaupt würde antreten können, war zunächst unklar, da Olivia May, die auf Position zwei eingeteilt war, während des Aufwärmens über Bauchkrämpfe klagte. Zwar hatte man mit Sofie Wagenknecht und Carlotta Radlmair noch zwei Ersatzläuferinnen gemeldet, da die Stellplatzkarte mit der Staffelaufstellung bereits beim Wettkampfbüro eingereicht worden war und der Start bevor stand, konnte nicht mehr getauscht werden. Olivia biss jedoch auf die Zähne und ging auf ihre Startposition auf der Gegengerade. Nachdem sie von Startläuferin Sarah Voggenauer, die die erkrankte Melanie Finn vertrat, den Staffelstab übernommen hatte, drückte sie diesen nach anstrengenden 75 Metern Sophia Scheidegger in die Hand. Diese wiederum wechselte auf Sophia Weber, die den Stab mit einer Zeit von 44,95sec auf Platz 17 ins Ziel trug.
Kurz darauf gingen die Staffeln der männlichen Jugend U14 an den Start. Die Wasserburger Staffel setzte sich dabei aus dem noch unerfahrenen Kilian Ruckert als Startläufer, Leonhard Gaßner, Elias Königbauer und Severin Anglhuber als Schlussläufer zusammen. Die vier lieferten ab und gewannen Bronze in 41,59sec. Es siegte die Staffel der LG Würm Athletik mit einer spitzen Zeit von 40,66sec knapp vor der starken Vaterstettener Staffel (40,90sec).
Für die goldenen Momente sorgten an diesem Tag die bereits genannten jungen Burschen des TSV. Allein Severin sammelte zwei Goldmedaillen sowie zwei Silberne in der Jugend M13. Er siegte im 60m-Hürdensprint mit 10,02sec als auch im 750g-Diskuswurf (28,71m). Im Weitsprung (4,79m) und im 3kg-Kugelstoß (10,59m) verpasste er den Titel knapp. Sein Spezi Elias zeigte einen überragenden Speerwurf-Wettkampf mit dem 400g-Speer und schleuderte diesen auf beinahe 30 Meter (29,73m). Mit mehr als zwei Metern Vorsprung und neuer persönlichen Bestleistung schnappte er sich den Titel vor Felix Frank vom TSV Vaterstetten (27,58m). Im Hochsprung, seiner eigentlichen Paradedisziplin, lief es diesmal nicht wie gewünscht. Elias merkte selbst an, dass er sich an diesem Tag mit seinem Absprung nicht wohl fühle und obwohl er die Höhe von 1,39m in seinem dritten und letzten Versuch bereits mit dem Rumpf deutlich überquert hatte, riss er die Latte noch unglücklich mit der Ferse. So musste er sich diesmal mit Rang vier begnügen. Die ersten drei Plätze wurden allesamt zwischen den Athleten der LG Sempt ausgesprungen (Sieger Julian Mengual mit 1,51m).
Leonhard Gaßner (M12) durchlebte wahrlich eine Achterbahnfahrt der Gefühle in Kirchheim. Trotz des Erfolgs in der Staffel, war er unzufrieden mit seinem Lauf. Und auch die Bronzemedaille im Speerwurf mit seiner neuen Bestleistung von 18,87m hellte seine Stimmung nur marginal auf. Im 800 Meter-Sprint, der gegen Ende des Wettkampftages stattfand, wollte er auf jeden Fall den Sprung nach ganz oben aufs Stockerl in Angriff nehmen. Nach dem Startschuss ging er mit zwölf Kontrahenten auf die Strecke und hielt sich zunächst im Windschatten des Spitzenfeldes auf. Nach eineinhalb Runden bogen zwei Läufer samt Leonhard auf die Schlussgerade ein und das Tempo wurde erhöht. Leonhard war drauf und dran sich an die Spitze zu setzen, als ihm plötzlich vom bis dahin führenden Läufer des VfL Waldkraiburg der Weg abgeschnitten wurde. Immer wieder wechselte dieser die Bahn und verhinderte somit das Vorbeikommen Leonhards. Nachdem alle drei Läufer nach einem wahren Foto-Finish im Ziel waren, wurde gegen dieses unsportliche Verhalten Protest eingelegt. Leonhard wurde zu Recht nachträglich zum Sieger erklärt, nachdem sein Kontrahent disqualifiziert worden war. Seine Siegerzeit betrug 2:42,54min (neue PBL) – lediglich fünf Hundertstel Vorsprung auf den Zweitplatzierten Leopold Ballmann von der LG Würm Athletik.
Als Kilian Ruckert (Jahrgang 2011) vor einem Jahr mit dem Leichtathletik-Training in Wasserburg begann, wurde schnell deutlich, dass in dem etwas schüchternen Jungen aus Schonstett Potential steckt. Nachdem er bereits im Winter bei den Hallenkreismeisterschaften in Bad Endorf erste Erfolge feiern konnte, gelang ihm auch in Kirchheim wortwörtlich der große Wurf – genauer gesagt im Speerwurf der M12. Dort wurde er in seinem ersten Speerwettkampf gleich Kreismeister mit einer Weite von 21,02 Metern. Und auch im Kugelstoß mit Platz zwei (6,43m – neue PBL) sowie in seinem ersten Diskuswurfbewerb mit 14,33m per Standwurf und Platz drei konnte er Medaillen erringen. Selbst über die Hürden ist er schnell – in Kirchheim verpasste er mit 12,66sec und Rang vier lediglich um fünf Hundertstel den Bronzerang. Es wäre mehr drin gewesen, wäre Kilian nicht an der vorletzten Hürde mit dem Schwungbein hängengeblieben und infolge ins Straucheln geraten. Schafft er es in den nächsten Wochen noch an seiner Technik zu feilen, dann kann er die 60m-Hürdendistanz in knapp 12 Sekunden sprinten und würde zum Favoritenkreis für den Sieg über die Hürden zählen.
Markus Zunhammer durfte sich im Diskuswurfbewerb der M12 über eine vordere Platzierung freuen. Mit 11,50 Metern erreichte er hier den vierten Rang. Obwohl er (noch) nicht über eine ausreichende Armspannweite verfügt und erst seit kurzem den Diskus schleudert, zeigte er bei seiner ersten Teilnahme, bei der er sogar einige Versuche bereits aus der Drehung anstatt des Wurfs aus dem Stand zeigte, eine ansprechende Leistung. Es hätte sogar noch eine größere Weite für ihn zu Buche stehen können, hätte er bei seinem besten Wurf nicht aus Unachtsamkeit den Ring nach vorne hin verlassen – damit wurde ihm der Versuch leider aberkannt. Über dieses Malheur ärgerte er sich natürlich am meisten. Mit Sicherheit wird ihm dies nicht erneut passieren…
Sophia Scheidegger konnte ihr Glück kaum fassen, als sie bei der Siegerehrung des Diskusbewerbs W13 die Silbermedaille in Empfang nehmen konnte. Ihre starke Leistung von 21,68 Metern aus halber Drehung hatte sich in den vergangenen Trainings bereits angedeutet. Der 750g-Diskus und sie scheinen sich gegenseitig lieb gewonnen zu haben. Lediglich die Titelträgerin Paula Rohrmoser der LG Oberland warf mit 23,27m etwas weiter als Sophia. Im gleichen Bewerb belegte Sophia Weber mit 18,58m Rang sechs. Leider fand Sophia nicht die richtige Balance im Ring und blieb daher einige Meter unter ihrer Bestleistung von 21,89m aus dem April. Auch Sarah Voggenauer ging mit ihren beiden Teamkolleginnen im Diskuswurf W13-Bewerb an den Start und erreichte mit dem 10. Rang ihr bisher bestes Wettkampf-Resultat. Die zierliche Wasserburgerin warf den Diskus auf 11,71m und verbesserte ihre persönliche Bestleistung damit um knapp 3 Meter. Auch im 60m-Hürdensprint zeigte sie einen technisch guten Lauf und lief mit 13,98sec knapp an ihre Bestzeit von 13,94sec vom Saisonauftakt in Wasserburg heran. Auf eine ähnliche Weite wie Sarah schleuderte Theresa Kronast (W13) den Diskus. 11,15m zeigte die elektronische Weitenmessung bei ihrem weitesten Wurf an. Damit belegte sie Rang 12. Dank ihrer gut ausgebildeten beidbeinigen Hürdentechnik konnte sie nicht nur ihre bisherige persönliche Bestzeit über die 60m-Hürdendistanz von 13,38sec um mehr als eine Sekunde pulverisieren – auch ihren Lauf gewann sie im flüssigen Viererrhythmus (= fünf Fußkontakte zwischen zwei Hürden) vor ihren größeren Kontrahentinnen. Am Ende stand eine Zeit von 12,23sec und Rang 16 von 38 Teilnehmerinnen. Geburtstagskind Finja Ott zeigte eine gute Performance im 4x75m-Sprint, konnte jedoch im Hochsprung der weiblichen Jungend W13 mit 1,25m und Rang acht aufgrund fehlender ‚Spritzigkeit‘ nicht an ihre gewohnten Leistungen anknüpfen. Nach den Pfingstferien, wo sie sich mit ihrer Familie im wohlverdienten Urlaub befand, fehlten ihr einfach einige Trainingseinheiten.
Bei den Mädchen W12 freute sich Eva Rapolder zusammen mit Mama/Trainerin Daniela mit Rang drei im Diskuswurf (14,72m) über ihren bisher größten Erfolg bei Kreismeisterschaften. Eine tolle Leistung für die kleine Maitenbetherin, die grundsätzlich über gut ausgebildete koordinative Fähigkeiten verfügt, oftmals aber gegenüber ihren größentechnisch meist überlegenen Gegnerinnen im Wettkampf das Nachsehen hat. Erstmals lief sie auch als Standortbestimmung im Hinblick auf die anstehenden Blockmehrkämpfe im Juli die 800m. Nach zwei anstrengenden Runden zeigte die Anzeigentafel eine Zeit von 3min 18sec an (= Rang 13). Lina Schimpflingseder, die kürzlich ihren zwölften Geburtstag feierte, erzielte im Diskuswurf eine gute Weite von 11,32m und durfte mit dem fünften Rang sehr zufrieden sein. Ähnlich wie Eva zeigte auch sie technisch vielversprechende Ansätze aus der halben Drehung. Im 75m-Sprint stellte Lina dank verbesserter Sprinttechnik mit 11,51sec eine neue PBL auf und platzierte sich im 43-köpfigen Feld auf einem beachtenswerten 13. Rang.
Olivia May, die sich wie bereits erwähnt, mit gesundheitlichen Beschwerden durch den Tag schleppte, musste den geplanten Start im Hochsprung annullieren – sie lief noch die Hürden in einer Zeit von 12,98sec (= Rang 24). Hierbei konnte sie ihre Bestzeit aus dem Mai immerhin um ein paar Zehntel noch verbessern. Carlotta Radlmair und Sofie Wagenknecht (beide Jahrgang 2011) gingen das erste Mal im Diskuswurfbewerb an den Start und erzielten hier ähnliche Weiten – Carlotta warf auf 9,26m und belegte den siebten Rang der Kreismeisterschaftswertung, Sofie gelang das Kunststück gleich zweimal die Schnapszahl von 9,99m zu erzielen und platzierte sich einen Rang vor Carlotta und freute sich über ihre erste Teilnahme an einer Siegerehrung. Im 75m-Sprint war es wiederum umgekehrt – hier sprintete Carlotta zu Rang 36 mit neuer persönlicher Bestleistung von 13,06sec, Sofie zu Rang 37 mit 13,25sec.
Anfang Juli stehen besagte U14-Blockmehrkampfmeisterschaften in Gilching (Oberbayerische) bzw. in Waldkraiburg (Kreis-Ms Südost) an. Noch gut zwei Wochen bleiben den Jungen und Mädchen somit Zeit, um sich darauf vorzubereiten.
Bericht: Marinus Zimmer
Fotos: Königbauer, Teufel, Zimmer