In der 59. Minute blinkten bereits die LED-Scheinwerfer am Sportplatz an der Landwehrstraße 10. Die Stadionregie hatte einen Tick zu früh in den Tormodus geschaltet, doch wenige Millimeter vor der Torlinie gelang es einem Karlsfelder Verteidiger den Abschluss von Luca Wagner, der Torhüter Julian Kirr nach einem Alleingang bereits überwunden hatte, noch von der Torlinie zu kratzen. In diesem Moment änderte sich die komplette Statik eines bis dahin einseitigen Fußballspiels. Anstatt das 3:1 zu bejubeln und den Gästen vorzeitig den Stecker zu ziehen, ließen die Löwen ihren Kontrahenten leben und brauchten sich nach 90 Minuten nicht über die Punkteteilung wundern. Chancen wie die von Wagner nach knapp einer Stunde hatten die Innstädter vor allem in der ersten Halbzeit en masse, schon da hätten sie aufgrund drückender Überlegenheit mit drei oder vier Toren führen können, wenn nicht müssen. Zum Chancenwucher kamen am Freitagabend in den entscheidenden Momenten zu viele Aussetzer in der Abwehr hinzu, die Karlsfeld zum Tore schießen animierten. „Wir waren vorne nicht konsequent genug und hinten bei den Gegentoren zu schläfrig“, bemängelte Trainer Florian Heller.
Dabei hatte es gut angefangen für die Löwen. Schon nach zwölf Minuten waren die Hausherren in Führung gegangen. Daniel Kononenko hatte eine weite Flanke in den Strafraum gezogen, wo Michael Barthuber geschickt mit dem Kopf auf Josef Stellner ablegte, der aus zehn Metern mit links zum 1:0 einschoss. Nur kurz darauf hatte Barthuber nach einem Steckpass von George Dumitru das 2:0 auf dem Fuß, doch Kirr parierte reflexartig mit selbigem. Karlsfeld war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existent, bekam in der 22. Minute aber einen Foulelfmeter zugesprochen. Johannes Lindner hatte zuvor bei einem Gestocher im Strafraum den Gegner gefällt. Christoph Traub ließ sich nicht zweimal bitten und versenkte das Geschenk zum 1:1-Ausgleich. Die Löwen zeigten sich vom Gegentreffer unbeeindruckt und drängten wieder auf die Führung, die Thomas Voglmaier auch nach 36 Minuten erzielte. Wieder hatte Kononenko von links geflankt, dieses Mal legte Stellner in die Mitte ab und Voglmaier schoss unhaltbar ein. Wie nach dem 1:0 ergab sich auch nach dem 2:1 erneut eine gute Gelegenheit die Führung auszubauen, doch nach einem weiten Ball von Dominik Brich verzog Wagner aus aussichtsreicher Position (40.).
„Spätestens in der Phase nach der Halbzeit hätten wir das Spiel entscheiden müssen“, konstatierte Heller. Karlsfeld war zu diesem Zeitpunkt nur zu zehnt, da Pascal Sattelberger eine Zeitstrafe absitzen musste. Als Karlsfelds mit Abstand bester Spieler auf der Strafbank saß, ging bei den Gästen noch weniger als davor, zudem boten sie durch leichte Ballverluste am eigenen Strafraum ausgiebig Angriffsfläche, um ausgeknockt zu werden, doch die Löwen verpassten es, den Sack zu zu machen. Als ob das blinkende Stadionlicht ein Erweckungserlebnis gewesen wäre, lebte die Eintracht jedoch plötzlich nach einer Stunde auf und erzielte folgerichtig den Ausgleich. Sattelberger hatte einen Freistoß an die Latte gesetzt, beim Abpraller reagierte Tobias Beyer am schnellsten und staubte zum 2:2 ab (63.). Ab jetzt waren die Löwen von der Rolle und Beyer hätte beinahe sogar seinen zweiten Saisontreffer nachgelegt, traf aber aus fünf Metern nur den Pfosten (66.). Der Übergang von dominant zu wackelig war bis Spielende nicht mehr rückgängig zu machen. Zu allem Überfluss kassierte Johannes Lindner in der Nachspielzeit nach einer Rangelei am gegnerischen Strafraum die Rote Karte. Paradoxerweise war es für die Innstädter, die im Spiel weitestgehend auf die im gehobeneren Amateurbereich zwingend notwendige Härte verzichten, bereits der dritte Platzverweis der unnötigen Art. Auch das ist ein Grund, warum die Löwen seit Wochen auf der Stelle treten.
Wasserburg: Kuile, Stellner, Kasumovic (ab 84. Starringer), Lindner, Brich, Kononenko, Dumitru (ab 69. Simeth), Rubio Gonzalez, Barthuber, Wagner (ab 69. Vorderwestner), Voglmaier
Tore: 1:0 Josef Stellner (12.), 1:1 Christoph Traub (22., Foulelfmeter), 2:1 Thomas Voglmaier (36.), 2:2 Tobis Beyer (63.)
Rote Karte: Johannes Lindner (92., Wasserburg, Tätlichkeit)
Zeitstrafe: Passcal Sattelberger (45., Karlsfeld, Foulspiel)
Schiedsrichter: Fabian Balasch (SV Gendorf Burgkirchen)
Zuschauer: 300
jah