Basketballlehrerin Sidney Parsons erhält A-Trainerlizenz mit Auszeichnung
Psychologie, Medizin, Leichtathletik, Umgang mit Medien. Was sich liest wie ein für jedermann sinnvolles Studium Generale, sind Lehrgangsinhalte zur Erlangung der Trainer A-Lizenz für Basketballtrainer beim Deutschen Basketballbund. Die Bundesligatrainerin des Damen A-Kaders beim TSV Wasserburg und Co-Nationaltrainerin der Damen-Nationalmannschaft, Sidney Parsons, hat diesen Lehrgang mit ihrer Abschlussprüfung am 28. August 2020 mit Auszeichnung abgeschlossen.
Doch bis dahin war es ein anstrengender Weg:
Zugangsvoraussetzung ist in der Regel die gesamte Kaskade von D- über C- und B-Lizenz. Aufgrund ihrer sechs Jahre Profierfahrung, unter anderem in der WNBL in Australien, wurde Parsons eine Sonderzulassung zugestanden. 2019 erwarb sie zudem die B-Lizenz als Basketballtrainerin, über die C-Trainerlizenz verfügte sie bereits. Und nun die A-Lizenz.
Der eigentliche Lehrgang in der Sportschule Steinbach im Baden-Badener Rebland erstreckt sich über neun Tage. Täglich ab 8:30 Uhr werden für drei bis vier Stunden neben anderen Fächern Psychologie, Medizin, Taktik, Coachen und Umgang mit Medien, z.B. Führen von Interviews, unterrichtet; und das natürlich auf Deutsch.
Unterhält man sich mit der Amerikanerin aus Arizona mit familiären Wurzeln in Bayern, scheint das nicht unbedingt problematisch zu sein. Die Power Point Präsentation über ein Baketballthema, die sie vor der Klasse halten musste, habe sie auch noch direkt auf Deutsch zusammengestellt. Aber das 25 seitenstarke „Buch“, wie sie sagt, in dem sie ihre Spielphilosophie beschreiben musste und warum sie überhaupt coachen möchte, hätte sie dann doch erst auf Englisch formuliert. Die Übersetzung auf Deutsch sei jedoch „gar nicht so einfach gewesen, „weil bei einer Übersetzung schnell die eigentliche Intention verloren ginge“, so Parsons.
Das 450-seitige Handbuch zum Lehrgang hat sie aber auf jeden Fall vollständig gelesen.
Doch damit nicht genug: Um zu den Prüfungen überhaupt zugelassen zu werden, musste Parsons bei zehn Trainern, die über eine A-Lizenz verfügen, hospitieren und Probetrainings absolvieren. Und das innerhalb von maximal zwei Jahren! Dies tat sie dann auch im Corona-Jahr 2020 über ganz Deutschland verteilt, unter anderem auch beim Trainer der Deutschen Herren Basketball Nationalmannschaft Henrik Rödl.
Bedenkt man den Zeitaufwand des Lehrgangs und Parsons Funktionen als Co-Nationaltrainerin, A-Kader Nationaltrainerin der U20-Damen und Bundesligatrainerin der Basketballdamen des TSV Wasserburg, sei ihr die Corona bedingte, deutlich verringerte Termindichte dabei sehr entgegengekommen.
Die Prüfung in Heidelberg am 28. August 2020 bestand dann, wie kann es anders sein, aus einer praktischen und einer theoretischen Prüfung. Zwei Trainingseinheiten zu je 15 Minuten mit einer kurzen Vorbereitungszeit musste sie abhalten, wobei ihre Taktik zu zwei Themen erkennbar sein musste. Üblicherweise werden einem dafür Spielerinnen zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Corona-Hygieneregeln allerdings waren die Prüflinge gleichzeitig füreinander Trainer und Spieler. „Das war doppelt anstrengend“, wie Parsons nebenbei erwähnt.
Drei Prüfer befragten sie schließlich in der theoretischen Prüfung zu Pick-and-Roll-Defence, Lösen von Spielsituationen, was Adenosintriphosphat sei und natürlich wieder zu Psychologie und Krafttraining.
Normalerweise wird einem nur gesagt, „ob man bestanden hat oder nicht“, so Parsons. Ihr jedoch hätte man vorsichtig angedeutet, dass es sein könne, dass sie beim Top Four Finale in Nördlingen für ihren Abschluss geehrt werden könnte. Und so geschah es auch: Ehrung für die bestandene A-Trainer-Lizenz mit Auszeichnung! „Ich habe versucht, mein Bestes zu geben; und das schien wohl ganz gut gewesen zu sein“, bemerkt Sidney Parsons mehr als bescheiden.
Sie habe bei der Ausbildung einiges gelernt und es sei auch wichtig für ihre persönliche Weiterentwicklung gewesen. Sie könne den Lehrgang sehr empfehlen. Darüber hinaus wäre es von Seiten der DBBL, des Verbandes der Damen Basketball Bundesliga, angedacht, ab 2021 oder 2022 diese Ausbildung für Bundesligatrainer verpflichtend zu machen, was Parsons unbedingt unterstützt.
Bleibt nur noch Eins hinzuzufügen: Herzlichen Glückwunsch, Sidney Parsons!
MN / Foto Hörndl
